Du hast bestimmt schon von Beratern wie DVAG, Tecis oder MLP gehört – vielleicht sogar von einem Bekannten empfohlen bekommen oder direkt angesprochen worden.
Doch warum stehen gerade diese Finanzberatungen immer wieder in der Kritik? Begriffe wie "hohe Provisionen" oder "aggressive Verkaufsmaschen" tauchen oft auf, und ihr Ruf ist alles andere als makellos. Aber woran liegt das wirklich?
Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und klären, was an den Vorwürfen dran ist – und was nicht.
DVAG, Tecis & MLP: Wer steht hinter den Beratungshäusern?
Die Finanzvertriebe DVAG, Tecis und MLP gehören zu den bekanntesten Beratungshäusern in Deutschland, doch ihr Ruf ist oft ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits punkten sie mit großen Netzwerken und weitreichender Präsenz, andererseits stehen ihre Geschäftsmodelle unter ständiger Kritik.
DVAG – Marktführer mit enger Bindung an Generali
Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) ist mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro (2024) der größte Allfinanzvertrieb in Deutschland.
Über 18.000 Berater betreuen in mehr als 5.200 Büros bundesweit 8 Millionen Kunden. Die DVAG setzt auf das Prinzip des Strukturvertriebs, bei dem Berater nicht nur durch eigene Abschlüsse, sondern auch durch die ihrer angeworbenen Mitarbeiter verdienen.
Das Unternehmen arbeitet eng mit der Generali-Gruppe zusammen, was bedeutet, dass die Produktauswahl stark auf die Angebote dieses Partners fokussiert ist. Dadurch ergibt sich eine gewisse Abhängigkeit, die Kritikern zufolge die Neutralität der Beratung infrage stellt. Dennoch gelingt es der DVAG, durch ein professionelles Auftreten und ein starkes Netzwerk ihre Spitzenposition zu halten.
MLP – Akademiker im Fokus
MLP hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1971 eine Nische erarbeitet: Akademiker, insbesondere Ärzte, Juristen und Ingenieure.
Mit einem Umsatz von 895 Millionen Euro (2024) ist MLP der zweitgrößte Allfinanzvertrieb in Deutschland. Die Stärke des Unternehmens liegt in der persönlichen Betreuung und der Zusammenarbeit mit rund 110 Produktpartnern, was eine breitere Auswahl als bei der DVAG ermöglicht.
Trotz dieser Vielfalt steht auch MLP regelmäßig in der Kritik, da der Vertriebsdruck auf die Berater hoch ist und langfristige Verträge nicht immer den besten Nutzen für den Kunden haben. Besonders umstritten ist die Platzierung hochpreisiger Produkte wie Kapitallebensversicherungen und Fonds. Dennoch ist MLP für Akademiker aufgrund des spezialisierten Ansatzes eine beliebte Adresse.
Tecis – Modernes Marketing, bewährtes Modell
Tecis, ein Unternehmen der Swiss Life-Gruppe, richtet sich vor allem an jüngere Kunden und setzt auf ein modernes Image.
Mit der Botschaft „Du hast dein Leben – wir die Finanzstrategie“ versucht Tecis, vor allem Berufseinsteiger und junge Familien anzusprechen. Die Swiss Life-Gruppe, zu der Tecis gehört, erzielte 2024 in Deutschland einen Gesamtumsatz von 674 Millionen Euro.
Das Geschäftsmodell basiert ebenfalls auf dem Strukturvertrieb. Kritiker monieren, dass viele Berater bei Tecis nur auf Provisionsbasis arbeiten und daher ein besonderes Interesse daran haben, teure Produkte zu verkaufen. Dennoch gelingt es Tecis durch ein digital orientiertes Marketing und eine breite Palette von Partnern wie HDI, Swiss Life und Allianz, ihre Zielgruppe anzusprechen.
Woher kommt der schlechte Ruf bei MLP & Co.?
Die Finanzvertriebe MLP, DVAG und Tecis stehen häufig in der Kritik – und das nicht ohne Grund.
Ihr Ruf leidet unter intransparenten Praktiken, hohem Verkaufsdruck und einem Geschäftsmodell, das oft mehr auf den eigenen Profit als auf die Interessen der Kunden ausgelegt ist.
Das sind die Hauptgründe für den schlechten Ruf von MLP, Tecis & der DVAG:
Provisionsgetriebene Beratung – ein systematischer Interessenkonflikt
Der zentrale Kritikpunkt: Berater bei MLP, DVAG und Tecis arbeiten auf Provisionsbasis. Das bedeutet, sie verdienen an den Abschlüssen der Produkte, die sie ihren Kunden verkaufen. Das führt oft zu einem klaren Interessenkonflikt. Statt dem Kunden die beste Lösung zu bieten, stehen teure, provisionsstarke Produkte wie fondsgebundene Lebensversicherungen, Bausparverträge oder komplexe Altersvorsorgemodelle im Fokus.
Für den Kunden bedeutet das häufig hohe Gebühren und niedrige Renditen – ein Geschäft, das eher den Beratern und Unternehmen nützt als den Verbrauchern. Viele fühlen sich hinterher schlecht beraten und finanziell benachteiligt.
Strukturvertrieb – mehr Rekrutierung als Beratung
Das Geschäftsmodell dieser Vertriebe basiert auf dem Prinzip des Strukturvertriebs. Dabei geht es nicht nur darum, Kunden zu beraten, sondern auch neue Berater zu rekrutieren, die wiederum in ihrem persönlichen Umfeld – Familie, Freunde, Bekannte – Kunden gewinnen sollen.
- Soziale Spannungen: Dieser Vertriebsdruck sorgt häufig für Konflikte im privaten Umfeld.
- Fokus auf junge Leute: Gerade an Hochschulen wird aggressiv rekrutiert. Mit Versprechungen von schnellem Erfolg und Karrierechancen locken die Unternehmen besonders Studierende, die oft wenig Erfahrung mit Finanzprodukten haben.
- Hoher Druck auf Berater: Berater stehen unter ständigem Verkaufsdruck, da sie bei Vertragsstornierungen Provisionen zurückzahlen müssen.
Das Ergebnis: Viele junge Menschen steigen voller Hoffnung ein, scheitern jedoch und hinterlassen dabei oft unzufriedene Kunden.
Mangelnde Transparenz bei den Kosten
Ein weiteres Problem ist die Intransparenz bei der Beratung. Viele Kunden berichten, dass die tatsächlichen Kosten der Finanzprodukte nur auf Nachfrage oder gar nicht offengelegt werden.
- Hohe Abschluss- und Verwaltungskosten: Produkte wie Lebensversicherungen oder Investmentfonds haben häufig hohe Gebühren, die die Rendite erheblich schmälern.
- Fehlende Aufklärung: Risiken oder günstigere Alternativen wie ETFs (börsengehandelte Fonds) werden selten aktiv angesprochen.
Für Laien ist es oft schwer zu erkennen, wie teuer ein Produkt tatsächlich ist, bis es zu spät ist.
Unternehmenskultur: Verkaufsdruck und Loyalität statt Beratung
Ehemalige Mitarbeiter kritisieren die Unternehmenskultur in diesen Vertrieben. Die Unternehmen legen großen Wert auf Motivation, Teamspirit und unbedingte Loyalität. Gleichzeitig berichten viele über hohen Druck und eine "sektenartige" Atmosphäre.
- Hohe Belastung: Berater werden dazu gedrängt, möglichst viele Produkte zu verkaufen, unabhängig davon, ob diese für den Kunden sinnvoll sind.
- Negative Erfahrungen tabu: Kritik oder offene Diskussionen über Probleme sind innerhalb der Teams oft nicht gern gesehen.
Diese Strukturen machen es schwierig, objektiv und kundenorientiert zu arbeiten, was den schlechten Ruf der Unternehmen weiter verstärkt.
Unabhängigkeit? Fehlanzeige!
Obwohl MLP, DVAG und Tecis sich als unabhängige Finanzberater präsentieren, sind sie rechtlich oft als Versicherungsvertreter tätig. Das bedeutet, sie sind an bestimmte Produktpartner gebunden.
- Beispiel DVAG: Die enge Verbindung zur Generali-Gruppe schränkt die Produktauswahl massiv ein.
- MLP und Tecis: Diese Unternehmen bieten eine größere Produktpalette, stehen jedoch ebenfalls in enger Kooperation mit bestimmten Anbietern.
Echte Unabhängigkeit sieht anders aus. Kunden erhalten oft nur Produkte, die für den Vertrieb und dessen Partnerunternehmen lukrativ sind – und nicht unbedingt die besten Lösungen für ihre Bedürfnisse.
Der Ruf von MLP, DVAG und Tecis leidet vor allem unter ihrem provisionsbasierten Geschäftsmodell, dem Strukturvertrieb und dem hohen Verkaufsdruck. Kunden fühlen sich oft schlecht beraten oder finanziell übervorteilt. Wer auf der Suche nach unabhängiger Beratung ist, sollte Alternativen wie eine Honorarberatung in Betracht ziehen. Hier zahlst du den Berater direkt – und bist sicher, dass er in deinem Interesse handelt.
Unser Tipp: Nehmt eure Finanzen selbst in die Hand
Deine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, klingt im ersten Moment vielleicht nach viel Arbeit – aber es lohnt sich. Vor allem, wenn du weißt, dass viele Berater eher ihre Provisionen als dein Wohl im Blick haben. Mit ein wenig Zeit und einer klaren Strategie kannst du langfristig mehr aus deinem Geld machen. Wir zeigen dir, wie du das schaffst – einfach, verständlich und auf Augenhöhe.
1. Verstehe deine Finanzen – Wissen ist dein bester Verbündeter
Finanzen sind kein Hexenwerk. Das Wichtigste ist, dass du dich selbst informierst. Heute gibt es unzählige einfache und kostenlose Möglichkeiten, um Grundlagen zu verstehen:
- Podcasts wie „Finanzfluss“ oder „Der Finanzwesir rockt“ erklären dir alles rund um Geldanlage, Versicherungen und Sparstrategien.
- YouTube-Kanäle bieten leicht verständliche Videos zu Themen wie ETFs, Altersvorsorge oder Steueroptimierung.
- Bücher für Einsteiger, wie „Rich Dad Poor Dad“ oder „Kleiner Finanzplaner für Frauen“, helfen dir, komplexe Themen zu durchschauen.
Der größte Vorteil? Du wirst selbstbewusster im Umgang mit deinem Geld und erkennst, wenn jemand dir überteuerte oder unnötige Produkte andrehen will.
2. Schaff dir Klarheit – So bekommst du einen Überblick
Bevor du überhaupt anfängst, mit deinem Geld zu arbeiten, musst du wissen, wo du stehst. Das klingt logisch, aber viele Menschen kennen weder ihre monatlichen Fixkosten noch ihr tatsächliches Einkommen nach Abzügen.
- Schritt 1: Notiere dir alle Einnahmen und Ausgaben. Apps wie „Money Manager“ oder „Finanzguru“ helfen dir dabei, automatisch Kategorien wie Miete, Einkäufe und Freizeit zu erstellen.
- Schritt 2: Überprüfe deine Verträge: Welche Versicherungen und Abos zahlst du? Brauchst du alles davon wirklich?
- Schritt 3: Lege deine Sparziele fest. Egal ob es ein Notgroschen, die Altersvorsorge oder der nächste Urlaub ist – klare Ziele motivieren.
3. Investiere clever – Lass dein Geld für dich arbeiten
Anstatt dein Geld auf einem Sparkonto versauern zu lassen, solltest du es investieren. Klingt riskant? Nicht unbedingt, wenn du strategisch vorgehst:
- ETFs (Exchange Traded Funds): Sie sind günstig, einfach und langfristig rentabler als viele teure Finanzprodukte, die Berater verkaufen.
- Sparpläne: Schon mit 25 Euro im Monat kannst du in weltweite Aktienmärkte investieren und dir über Jahre ein ordentliches Polster aufbauen.
- Vergleiche Depots: Plattformen wie Trade Republic, Scalable Capital oder ING bieten oft günstige Konditionen ohne hohe Gebühren.
💡 Profi-Tipp: Je früher du anfängst, desto mehr profitierst du vom Zinseszinseffekt. Ein kleiner Betrag pro Monat macht über Jahrzehnte einen riesigen Unterschied!
4. Setze auf unabhängige Beratung – Keine Kompromisse
Beratung kann hilfreich sein – aber nur, wenn sie unabhängig ist. Statt dich an provisionsbasierte Berater zu wenden, such dir einen Honorarberater. Diese Fachleute werden direkt von dir bezahlt und haben keinen Anreiz, dir unnötig teure Produkte zu verkaufen.
- Plattformen wie honorarberatung.de oder die Verbraucherzentrale helfen dir, seriöse Berater zu finden.
- Kläre im Vorfeld die Kosten – oft lohnt sich der einmalige Betrag, um langfristig Tausende Euro zu sparen.
5. Automatisiere deine Finanzen – Mach’s dir einfach
Finanzen zu managen muss nicht kompliziert sein. Mit ein paar Automatisierungen kannst du deinen Alltag enorm erleichtern:
- Daueraufträge fürs Sparen: Richte einen festen Betrag ein, der direkt nach Gehaltseingang auf dein Sparkonto oder Depot überwiesen wird.
- Lastschriften für Fixkosten: Miete, Strom oder Handyrechnungen – alles sollte automatisch laufen, damit du nichts vergisst.
- Digitale Erinnerungen: Nutze Apps, die dich an wichtige Fristen oder Vertragschecks erinnern.
Automatisierung spart dir nicht nur Zeit, sondern auch den Stress, alles manuell im Blick zu behalten.
6. Bleib kritisch – Hinterfrage jedes Angebot
Ob Bankberater, Finanzvertrieb oder Versicherungsmakler – hinterfrage immer, was dir angeboten wird. Lass dich nicht von komplizierten Fachbegriffen blenden und frag gezielt nach:
- Was kostet das Produkt wirklich?
- Welche Alternativen gibt es?
- Warum passt dieses Produkt genau zu mir?
Wenn dir jemand keine klaren Antworten geben kann, solltest du skeptisch sein. Verlass dich auf dein Bauchgefühl – wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.
7. Denk langfristig – Altersvorsorge beginnt jetzt
Viele Menschen schieben das Thema Altersvorsorge vor sich her. Doch je früher du startest, desto entspannter wirst du später sein:
- Lege dir zuerst einen Notgroschen von 3 bis 6 Monatsgehältern an.
- Investiere dann in langfristige Produkte wie ETFs oder eine private Rentenversicherung.
- Prüfe regelmäßig, ob du genug einzahlst, um deinen gewünschten Lebensstandard zu halten.
💡 Profi-Tipp: Nutze staatliche Förderungen wie Riester oder Rürup, aber achte genau auf die Kosten!
8. Sorge für Transparenz – Kontrolliere regelmäßig
Deine Finanzen sind kein „Einmal-und-fertig“-Projekt. Schau regelmäßig nach, ob alles nach Plan läuft:
- Überprüfe deine Sparquote: Sparst du mindestens 10 % deines Einkommens?
- Check deine Versicherungen: Hast du noch die besten Konditionen?
- Vergleiche deine Konten und Depots: Wechseln lohnt sich oft, wenn Gebühren steigen.
Deine Finanzen selbst zu managen ist der beste Weg, um unabhängig und sicher zu sein.
Es braucht vielleicht ein wenig Zeit, um alles zu durchschauen, aber die Kontrolle über dein Geld gibt dir langfristig Freiheit und Sicherheit. Denk daran: Niemand hat dein Wohl mehr im Blick als du selbst. Mach den ersten Schritt – dein zukünftiges Ich wird es dir danken! 💪