Wenn du bereits investierst, dann ist dir vielleicht aufgefallen, dass der MSCI Emerging Markets Index aktuell eine nicht so gute Figur macht. Der MSCI Emerging Markets gehört übrigens zu den beliebtesten Portfoliobausteinen, die auch viele Investment-Expert:innen in ihren Portfolios haben. In der vergangenen Woche verzeichnete der ETF ein Minus von knappen 3%! Zum Vergleich: Der MSCI World macht pro Jahr durchschnittlich ein Plus von 8%.
Schauen wir uns im ersten Schritt einmal an, was den ETF überhaupt ausmacht: Mit dem Emerging Markets ETF investierst du in die liquidesten Aktien aus Schwellenländern, wie beispielsweise China, Taiwan, Korea oder Indien. China macht beim MSCI Emerging Markets mit Abstand den größten Anteil aus: mit über 30% ist die Volksrepublik stark für die Performance des ganzen Investments verantwortlich!
In Schwellenländern ist das Wirtschaftswachstum sehr dynamisch und trägt zur Hälfte zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei. Die wirtschaftlichen und politischen Systeme sind in Schwellenländern noch nicht so weit ausgereift, wie bspw. in den Industriestaaten USA und Deutschland. Deshalb können Schwellenländer unter anderem von einer korrupten Polizei, maroden Wirtschaftssystemen oder Ressourcenknappheit gekennzeichnet sein. Du musst dir bewusst sein, dass diese Faktoren zu erhöhten Schwankungen in deinem Portfolio führen können. Investitionen in Schwellenländern können jedoch potenziell höhere Renditemöglichkeiten bedeuten, da viele von ihnen wirtschaftlich stark am Wachsen sind. Investitionen in Schwellenländer sind also eher für Leute mit etwas mehr Risikoappetit geeignet.
Was ist jetzt aber der Grund für das Minus beim MSCI Emerging Markets? Wie du schon weißt, macht China hier einen hohen Anteil aus und ist stark für die Performance verantwortlich.
Diese Woche gab das Statistische Bundesamt der chinesischen Regierung bekannt, dass die Bevölkerung sich um 2 Millionen Menschen verkleinert hat. Gleichzeitig nahm übrigens auch die Zahl der Geburten in China ab und das nun schon zum siebten Mal in Folge! Das erfreut die Anleger:innen überhaupt nicht, da eine schrumpfende Bevölkerung meistens auch mit einem geringen Wirtschaftswachstum einhergeht. Das liegt daran, dass hieraus oft ein Arbeitskräftemangel entsteht und generell auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen sinkt.
Die Befürchtungen der Anleger:innen schlagen sich jetzt übrigens schon in sehr realen Zahlen nieder: Das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik betrug im vergangenen Jahr lediglich 5,3% und war damit eines der schwächsten in den letzten 30 Jahren! Zum Vergleich: Im Jahr 2007 war das Wachstum noch knapp 3-mal so hoch.
Vielleicht erinnerst du dich auch noch daran, dass der chinesische Immobilienmarkt Ende 2021 stark zu kämpfen hatte. Evergrande ist, bzw. war der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas und spezialisierte sich auf Bauprojekte für die Mittel- und Oberschicht. In 2021 kam es vermehrt zu Regulierungen des chinesischen Staates, welche das Wachstum des Immobilienmarktes stark eingeschränkt haben. Z.B. durfte ein Ehepaar nur noch insgesamt eine Wohnung in der Provinz des Wohnsitzes besitzen. Um diese Regelung zu umgehen, ließen sich bereits Paare scheiden, was den Nachfrageeinbruch aber nicht wirklich gemildert hat. Evergrande litt stark hierunter und geriet somit in eine finanzielle Schieflage. Aber nicht nur der Gigant Evergrande litt unter den neuen Regulierungen. Der ganze Immobilienmarkt hat immer noch stark zu kämpfen und tritt auf der Stelle, was die chinesische Wirtschaft augenscheinlich stark mitnimmt.
Abgesehen davon, ist China stark auf die Nachfrage von anderen Ländern angewiesen, da es sich um ein Exportland handelt. Der Volksrepublik geht es also nur dann so richtig gut, wenn das Ausland kräftig „Made in China“-Produkte einkauft. Wie du vielleicht selbst mitbekommen hast, ist die Konsumlaune aufgrund der immer noch hohen Inflation ziemlich im Keller und wir kaufen viel weniger ein – Ein weiterer Grund, warum die chinesische Wirtschaft nicht so recht vom Fleck kommt. Außerdem ist der Großteil der ebenfalls im MSCI Emerging Markets enthaltenen Schwellenländer stark von der chinesischen Wirtschaft abhängig. Geht es China nicht gut, dann leiden sie automatisch mit. Ein Domino-Effekt ergibt sich.
Wir halten also fest: Wenn die chinesische Wirtschaft schwächelt, dann schlägt sich das auf die anderen Schwellenländer nieder und der MSCI Emerging Markets leidet noch mehr. Dies macht uns einmal mehr deutlich, wie wichtig du die Diversifikation deines Portfolios nehmen solltest. Auch wenn deine Emerging Markets Investition an sich schon sehr stark diversifiziert ist, hängen die verschiedenen Schwellenländer doch eng miteinander zusammen. Das ist aber noch lange kein Grund, dass du dich von deinem MSCI Emerging Markets ETF trennst. Immerhin investierst du langfristig und kurz- und mittelfristige Wertschwankungen haben deshalb nur einen geringen Einfluss auf die endgültige Entwicklung deines Portfolios.
Nachdem wir die aktuellen Herausforderungen und Potenziale des MSCI Emerging Markets ETFs beleuchtet haben, ist es wichtig, diesen Einblick in einen breiteren Kontext zu setzen. Investment ist eine fortlaufende Lernreise und es gibt immer mehr zu entdecken. Um dich dabei zu unterstützen, deine Kenntnisse weiter zu vertiefen und fundiertere Entscheidungen zu treffen, empfehle ich dir, auch folgende Beiträge aus unserem Blog:
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