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Altersarmut in Deutschland: Mit welcher Rente gilt man als arm?

In Deutschland gilt man ab 2025 mit weniger als 1.314 € netto Rente als arm. Über die Hälfte aller Rentner liegt unter dieser Grenze. Wer nicht frühzeitig vorsorgt, landet schnell im statistischen Abseits.

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Die meisten Menschen verbinden Altersarmut mit Extremfällen: Leute, die Flaschen sammeln oder beim Amt um Hilfe bitten müssen.

Die Realität ist subtiler – und deutlich weiter verbreitet. Denn die offizielle Armutsgrenze liegt in Deutschland 2025 bei 1.314 Euro netto pro Monat – und damit deutlich über dem, was viele Rentnertatsächlich bekommen.

Das Problem: Wer darunter fällt, gilt als armutsgefährdet. Und genau das trifft auf mehr als die Hälfte aller Rentner in Deutschland zu.

Was das konkret heißt? Wenn du weniger als diese 1.314 Euro nach Abzügen zur Verfügung hast, gehörst du offiziell zu denjenigen, die statistisch unter der Armutsgrenze leben. Und dabei ist egal, ob du vorher 45 Jahre gearbeitet hast oder nicht. Es zählt, was am Ende übrig bleibt – und das ist oft nicht viel.

Altersarmut: Mit welcher Rente gilt man als arm?

Wenn wir von Armut sprechen, müssen wir unterscheiden: Relative Armut heißt, dass du im Vergleich zum gesellschaftlichen Durchschnitt deutlich weniger hast.

Die Grenze liegt bei 60 Prozent des Medianeinkommens. 2025 entspricht das den oben erwähnten 1.314 Euro netto für alleinlebende Personen. Dieser Wert wird jedes Jahr angepasst – je nachdem, wie sich Einkommen und Lebenshaltungskosten entwickeln. 2022 lag er bei 1.250 Euro, 2020 noch bei 1.126 Euro.

Absolute Armut ist noch mal eine andere Kategorie. Dabei geht es ums physische Existenzminimum – also die Frage, ob du dir Wohnung, Heizung, Essen und medizinische Versorgung überhaupt leisten kannst. In Deutschland greift hier die Grundsicherung im Alter, die aktuell bei rund 934 Euro monatlich liegt. Damit ist das nackte Überleben gesichert – aber eben auch nicht mehr.

Wie viele Rentner sind tatsächlich betroffen?

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Über 10 Millionen Menschen in Deutschland – das sind rund 54 Prozent der Rentner– beziehen weniger als 1.100 Euro netto im Monat. Damit liegen sie deutlich unter der offiziellen Armutsgrenze. Besonders betroffen sind dabei Frauen, Langzeitarbeitslose und Menschen mit durchgehend niedrigen Löhnen.

Warum das so ist, liegt auf der Hand: Viele Frauen haben wegen Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen Lücken im Lebenslauf. Langzeitarbeitslose haben zwar Beiträge gezahlt, aber zu wenig für eine spürbare Rente. Und wer sein ganzes Leben für unter 17 Euro die Stunde gearbeitet hat, bekommt selbst nach 45 Jahren oft nicht mehr als 1.200 Euro brutto. Netto bleibt dann noch weniger – weit unter der Grenze.

Noch dramatischer: Laut Statistischem Bundesamt lebten 2024 rund 3,54 Millionen Rentner über 65 Jahren unter der Armutsgrenze. Das ist eine Armutsgefährdungsquote von 19,6 % – Tendenz steigend.

Und was bringt die Zukunft?

Viel Hoffnung? Eher nicht.

Denn aktuell arbeiten rund 16 Millionen Menschen in Deutschland für weniger als 17 Euro die Stunde. Wenn sie im selben Tempo weitermachen, erwartet sie im Ruhestand keine goldene Brücke, sondern eine Rente unterhalb von 1.200 Euro brutto – das wären umgerechnet etwa 1.056 Euro netto. Damit liegt diese Rente etwa 20 Prozent unter der Armutsgrenze. Und das betrifft nicht ein paar Einzelfälle, sondern Millionen zukünftiger Rentner:nen.

Was macht die Politik?

Seit Jahren diskutieren Parteien über eine gesetzliche Mindestrente – mal heißt sie „Solidarrente“, mal „Respektrente“.

Die Vorschläge variieren: Die SPD schlug schon 2017 eine Mindestrente von 850 Euro vor. Das Bündnis Sahra Wagenknecht fordert aktuell mindestens 1.250 Euro. Und die Bundesregierung? Hält sich bedeckt. Statt einer echten Lösung setzt man weiter auf das bisherige System:

  • Die Grundsicherung im Alter soll für die Ärmsten greifen – also dort, wo gar nichts mehr geht.
  • Das sogenannte Rentenpaket II will das Rentenniveau bis 2030 bei 48 Prozent stabil halten – ein Wert, der längst nicht reicht, um Altersarmut zu verhindern.

Kritiker– darunter auch Ökonomen– sagen ganz offen: Diese Maßnahmen gehen am Problem vorbei. Wer jahrzehntelang eingezahlt hat und trotzdem unter der Armutsgrenze liegt, fühlt sich zu Recht übergangen.

Regionale Unterschiede: Armut ist nicht überall gleich spürbar

Die Armutsgrenze ist zwar bundesweit einheitlich, aber die Lebenshaltungskosten unterscheiden sich massiv, je nachdem wo du wohnst. Besonders die Mieten schlagen zu Buche.

Ein paar Rechenbeispiele:

  • In München zahlst du für 65 Quadratmeter im Schnitt 1.450 Euro warm. Das ist bereits mehr als die gesamte Armutsgrenze. Bleibt: Minus 136 Euro. Das reicht nicht mal zum Überleben.
  • In Leipzig liegt die Miete bei etwa 650 Euro. Bleiben also noch 664 Euro übrig – immer noch wenig, aber wenigstens rechnerisch möglich.

Die Folge: Viele ältere Menschen werden förmlich aus den Städten verdrängt. Entweder durch steigende Mieten oder durch die Notwendigkeit, Wohngeld zu beantragen. Beides hat Konsequenzen – soziale Isolation, weniger medizinische Versorgung, eingeschränkte Mobilität.

Private Altersvorsorge: So schützt du dich am besten vor Altersarmut

Die gesetzliche Rente allein wird für viele nicht reichen – das ist längst kein Geheimnis mehr. Wer im Alter nicht auf jeden Cent schauen will, muss früh anfangen, selbst vorzusorgen. Private Altersvorsorge heißt dabei nicht automatisch: kompliziert, teuer oder nur für Wohlhabende. Es geht um kluge Entscheidungen, langfristiges Denken und das richtige Setup – passend zu deinem Leben, deiner Risikobereitschaft und deinen Zielen.

Warum du nicht nur auf die gesetzliche Rente setzen solltest

Die durchschnittliche gesetzliche Rente liegt in Deutschland deutlich unter dem, was man zum Leben braucht – besonders in Ballungsräumen oder mit höheren Lebenshaltungskosten. Selbst mit 45 Rentenpunkten kommt man ab Juli 2025 auf rund 1.836 € brutto, was je nach Abzügen knapp über oder unter der Armutsgrenze liegen kann. Wer nicht durchgehend Vollzeit mit überdurchschnittlichem Gehalt gearbeitet hat, wird kaum auf solche Werte kommen.

Dazu kommt: Das Rentenniveau sinkt langfristig. Die Politik kann es nur stabilisieren, aber nicht ewig auf dem aktuellen Stand halten – Stichwort: demografischer Wandel. Es gibt also keine Garantie dafür, dass du später genauso viel rausbekommst, wie du hoffst. Deshalb gilt: Je früher du privat vorsorgst, desto unabhängiger bist du später.

Welche Optionen hast du für deine private Altersvorsorge?

Es gibt nicht den einen richtigen Weg – sondern verschiedene Werkzeuge. Welche du nutzt, hängt von deinem Einkommen, deiner Lebensphase und deinem Zeithorizont ab. Hier die gängigsten Möglichkeiten – von klassisch bis modern:

1. Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Viele Arbeitgeber bieten heute Modelle an, bei denen du Teile deines Bruttogehalts steuerfrei in eine Rentenversicherung umwandelst. Manche geben sogar einen Zuschuss dazu. Vorteil: Du sparst Steuern und Sozialabgaben. Nachteil: Flexibilität und Rendite sind begrenzt, gerade bei klassischen Versicherern.

2. Riester-Rente

Staatlich gefördert, besonders spannend für Familien mit Kindern und Geringverdienende. Du bekommst jährliche Zulagen (z. B. 175 € für Erwachsene, 185–300 € pro Kind). Allerdings sind die Produkte oft kompliziert, die Kosten hoch und die Renten eher gering. Funktioniert nur gut, wenn du die Zulagen voll ausschöpfst.

3. Rürup-Rente (Basisrente)

Ideal für Selbstständige, Freiberufler und Besserverdienende. Beiträge sind steuerlich absetzbar, die Rente wird später voll versteuert. Flexibel ist das Modell nicht, aber steuerlich attraktiv – besonders, wenn du hohe Einkünfte hast und regelmäßig einzahlen kannst.

4. ETF-Sparpläne

Das vermutlich effizienteste Instrument für langfristigen Vermögensaufbau. Du investierst monatlich in breit gestreute, kostengünstige Indexfonds (z. B. MSCI World oder All Country World). Historisch lagen die Renditen bei 6–8 % pro Jahr. Volatilität gibt’s zwar, aber auf 15–20 Jahre gleicht sich das meist aus. Wichtig: diszipliniert bleiben, nicht bei jedem Börsentief nervös verkaufen.

5. Immobilien

Eigengenutzte Immobilie = mietfreies Wohnen im Alter. Kapitalanlage = potenzielle Mieteinnahmen. Aber: Einstieg teuer, Risiko bei Leerstand oder Sanierungsbedarf, wenig flexibel. Nur sinnvoll, wenn du genug Eigenkapital mitbringst und langfristig planen kannst.

Wie viel solltest du monatlich zurücklegen?

Eine Faustregel: Mindestens 10–15 % deines Netto-Einkommens sollten in die Altersvorsorge fließen – je früher du startest, desto entspannter wird’s später. Wenn du mit 30 anfängst und 300 € im Monat in einen ETF-Sparplan legst, kommst du bei 6 % Rendite nach 35 Jahren auf über 330.000 € Kapital (vor Steuern). Damit lässt sich einiges auffangen, was die gesetzliche Rente nicht abdeckt.

Wichtig: Es geht nicht um Perfektion. Es geht ums Dranbleiben.

Fazit: Altersarmut ist längst kein Ausnahmefall mehr

Wenn du 2025 unter 1.314 Euro netto im Monat zur Verfügung hast, fällst du offiziell unter die Armutsgrenze. Und das betrifft eben nicht nur Menschen ohne Berufsabschluss oder mit Brüchen im Lebenslauf – sondern auch ganz normale Angestellte, die einfach ihr Leben lang zu wenig verdient haben.

Die traurige Wahrheit: Die gesetzliche Rente allein reicht in vielen Fällen nicht mehr aus, um ein würdiges Leben im Alter zu sichern. Ja, die Grundsicherung verhindert absolute Armut. Aber mit sozialer Teilhabe, einem halbwegs aktiven Lebensabend oder finanzieller Sicherheit hat das wenig zu tun.

Mehr als 50 Prozent der Rentner liegen unter der Schwelle. Und viele, die knapp drüber liegen, kämpfen trotzdem jeden Monat mit steigenden Kosten für Miete, Heizung und Medikamente. Das Problem ist längst systemisch – und braucht mehr als nur ein bisschen politische Kosmetik.

Wer sich auf die Rente allein verlässt, läuft Gefahr, im Alter hart auf dem Boden der Realität zu landen.

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FAQ

Mit welcher Rente gilt man in Deutschland als arm?

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Sie ist Gründerin von beatvest. Als sie vor einigen Jahren zu Investieren begonnen hatte, fiel ihr persönlich das Problem der Finanzmärkte auf. Das Wissen ist wild verteilt und überwältigend. Man macht sich bei der Auswahl der richtigen Investmentprodukte sorgen und braucht lange bis man Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Doch so muss es nicht sein.

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