Vor Kurzem hat die Europäische Zentralbank (EZB) zum ersten Mal seit fast fünf Jahren die Zinsen gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25%. Das mag wenig erscheinen, aber der Leitzins spielt eine entscheidende Rolle für deine Finanzen. Wenn du dich darüber gefreut hast, dass es endlich wieder Zinsen auf dein Bankguthaben gibt, hast du vielleicht auch bemerkt, dass viele Banken die hohen Zinsen nicht an dich weitergeben. Laut Statista lag der Zinssatz für Tagesgeldkonten in Deutschland 2023 bei gerade einmal 0,37%.
Doch der Leitzins beeinflusst nicht nur Sparzinsen, sondern auch die Rendite von Anleihen. Anleihen funktionieren so: Wenn du in eine Anleihe investierst, leihst du einem Staat oder Unternehmen Geld, und im Gegenzug erhältst du Zinsen. Das bedeutet, du wirst selbst zum/zur Kreditgeber:innen. Sinkt der Leitzins, können sich auch Anleihen weniger lohnen, da die Zinsen niedriger werden.
Noch vor zwei Jahren waren Anleihen bei vielen Investor:innen sehr unbeliebt, denn niedrige Zinsen bedeuteten oft eine negative Wertentwicklung. Heute, bei steigenden Zinsen, sieht das jedoch wieder anders aus.
Was bedeuten sinkende Zinsen für Anleihen?
Wenn die Zinsen niedrig sind, lohnt sich das Verleihen von Geld weniger. Im Jahr 2020 lag der Zinssatz für Immobilienkredite bei gerade einmal 0,5%. Kreditgeber:innen – also auch du, wenn du Anleihen besitzt – haben in dieser Zeit kaum daran verdient, Geld zu verleihen.
Aber jetzt, da die Zinsen gestiegen sind, bieten Anleihen wieder attraktivere Renditen. Unternehmen und Staaten müssen dir mehr Zinsen zahlen, wenn sie dein Geld leihen wollen. Auch wenn die Zinsen in Zukunft wieder sinken könnten, erwarten Expert:innen, dass sie nicht auf das extrem niedrige Niveau von 2020 zurückfallen werden.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Anleihen, in die du investieren kannst:
1. Staatsanleihen (Industrieländer)
Hier leihst du Staaten wie Deutschland, den USA oder Frankreich Geld, damit sie ihre Infrastruktur verbessern, Schulen modernisieren oder Krankenhäuser bauen können.
2. Staatsanleihen (Schwellenländer)
Staaten wie Brasilien oder Katar nutzen dein Geld ebenfalls für Infrastrukturprojekte. Diese Anleihen sind oft risikoreicher als die aus Industrieländern, da die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse instabiler sein können.
3. Unternehmensanleihen
Mit Unternehmensanleihen leihst du direkt Unternehmen Geld, damit sie investieren, expandieren oder neue Maschinen kaufen können.
4. Green Bonds
Diese Anleihen sind speziell für umweltfreundliche Projekte gedacht. Dein Geld wird in erneuerbare Energien oder energieeffiziente Gebäude investiert.
5. Inflationsindexierte Anleihen
Diese Anleihen bieten einen Inflationsschutz. Das bedeutet, du bekommst nicht nur deine Zinsen, sondern auch einen Inflationsausgleich, sodass der Wert deines Geldes über die Zeit erhalten bleibt.
Sind Anleihen noch interessant?
Die Antwort lautet: Ja! Obwohl die Zinsen wieder sinken könnten, wird erwartet, dass sie nicht auf die extrem niedrigen Niveaus von 2020 zurückfallen. Das bedeutet, Anleihen bleiben weiterhin eine interessante Option. Sie sollten jedoch nur einen Teil deines Portfolios ausmachen. Es ist wichtig, dein Portfolio breit zu diversifizieren und nicht nur auf Anleihen zu setzen. Aktien, Rohstoffe und ETFs sollten ebenfalls Teil deiner Anlagestrategie sein.