Die Steuerklasse – für viele ein trockenes Thema, das jedoch direkte Auswirkungen auf dein Netto-Gehalt hat. Besonders spannend: Ab 2030 wird es eine wichtige Änderung im deutschen Steuersystem geben, die Millionen von Ehepaaren betrifft. In diesem Artikel erklären wir dir, wie die Steuerklassen aufgebaut sind, wer von der Reform betroffen ist und was sich für dich konkret ändert.
Die 6 Steuerklassen im Überblick
Bevor wir uns den Änderungen widmen, werfen wir einen Blick auf die aktuellen Steuerklassen, um zu verstehen, welche für dich relevant sein könnten.
Steuerklasse 1: Für Alleinstehende
Diese Klasse gilt für Unverheiratete, Geschiedene oder Verwitwete ohne Kinder. Auch dauernd getrenntlebende Ehepartner
fallen in Steuerklasse 1. Wenn du ledig und kinderlos bist, wirst du automatisch hier eingeordnet.
Steuerklasse 2: Für Alleinerziehende
Alleinerziehende erhalten in Steuerklasse 2 einen steuerlichen Entlastungsbetrag. Voraussetzung: Du lebst mit mindestens einem Kind zusammen, für das du Kindergeld erhältst, und hast keine:n Partner:in im Haushalt.
Steuerklasse 3: Für Ehepaare mit ungleichem Einkommen
Aktuell noch beliebt bei Ehepaaren oder eingetragenen Lebenspartner:in, bei denen ein Partner das höhere Einkommen hat. Steuerklasse 3 bietet niedrigere Abzüge und einen höheren Grundfreibetrag.
Steuerklasse 4: Für Ehepaare mit ähnlichem Einkommen
Wenn beide Partner:innen ungefähr gleich viel verdienen, ist Steuerklasse 4 die ideale Wahl. Sie bietet Abzüge, die ähnlich hoch wie in Steuerklasse 1 sind. Das sogenannte Faktorverfahren sorgt dafür, dass die Steuerlast gerecht verteilt wird.
Steuerklasse 5: Das Pendant zur Steuerklasse 3
Der Partner oder die Partnerin mit dem geringeren Einkommen wählt oft Steuerklasse 5, während der besserverdienende Part in Steuerklasse 3 verbleibt. Hier sind die Abzüge höher, und es kann bei ähnlichem Einkommen zu einer überproportionalen Steuerlast kommen.
Steuerklasse 6: Für Zweitjobs
Diese Steuerklasse gilt für Personen, die mehrere Jobs haben. Während dein erster Job einer der Steuerklassen 1 bis 5 unterliegt, wird Steuerklasse 6 für jeden weiteren Job angewendet. Hier sind die Abzüge am höchsten, da keine Freibeträge berücksichtigt werden.
Beispiel: Steuerklassen 3 und 5 in der Praxis
Um die Auswirkungen von Steuerklasse 3 und 5 besser zu verstehen, betrachten wir ein Paar aus Hamburg:
- Partnerin in Steuerklasse 3:
Bruttojahresgehalt: 40.000 Euro
Steuern: 1.359,96 Euro - Partner in Steuerklasse 5:
Bruttojahresgehalt: 20.000 Euro
Steuern: 2.515,92 Euro
Zusammen zahlen sie also 3.875,88 Euro an Steuern. Der Partner in Steuerklasse 5 zahlt deutlich mehr, während die Partnerin mit dem höheren Einkommen in Steuerklasse 3 profitiert. Doch Vorsicht: Durch die Verteilung kann am Jahresende eine Steuernachzahlung fällig werden.
Ein weiterer Nachteil von Steuerklasse 5: Der geringere Nettolohn kann dazu führen, dass man weniger Lust hat, Vollzeit zu arbeiten, was langfristig zu niedrigeren Rentenbeiträgen und geringeren Sozialleistungen führen kann.
Was ändert sich ab 2030?
Die großen Veränderungen betreffen vor allem Steuerklasse 3 und 5, die ab 2030 abgeschafft werden. Millionen von Ehepaaren und eingetragenen Lebenspartnerschaften sind davon betroffen. Die gute Nachricht vorab: Laut Finanzminister Christian Lindner wird diese Reform keine negativen Auswirkungen auf die Betroffenen haben.
Künftig werden Paare automatisch in Steuerklasse 4 mit dem Faktorverfahren überführt. Dieses Verfahren soll die Steuerlast fair zwischen den Partner
aufteilen, ohne dass ein:e Partner:in überproportional belastet wird.
Fazit: Was bedeutet das für dich?
Wenn du aktuell Steuerklasse 3 oder 5 nutzt, wirst du ab 2030 automatisch in Steuerklasse 4 mit Faktorverfahren rutschen. Die Reform soll sicherstellen, dass niemand durch die Änderungen schlechter gestellt wird. Nutze die Zeit bis dahin, um deine Steuerklassen zu überprüfen und gegebenenfalls das Faktorverfahren schon jetzt anzuwenden, um Nachzahlungen zu vermeiden.
Neugierig geworden? Nutze den Brutto-Netto-Rechner, um herauszufinden, welche Steuerklasse für dich aktuell die beste Wahl ist: Brutto-Netto-Rechner.