Die Schweizer Nationalbank hat unerwartet den Zinssatz gesenkt, was viele überrascht hat. Sie hat als erste größere Zentralbank diesen Schritt gewagt und den Zinssatz von 1,75% auf 1,5% reduziert (Stand März 2024). Wenn wir in diesem Zusammenhang von Zinssätzen sprechen, meinen wir übrigens den Leitzinssatz der jeweiligen Region, bzw. des jeweiligen Landes damit. Wir erinnern uns: Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken (z.B. Deutsche Bank oder Commerzbank) Geld bei der Zentralbank leihen oder anlegen können. Dieser Leitzins ist auch richtungsweisend dafür, wie viele Zinsen du auf bspw. dein Tagesgeldkonto bekommst. Allerdings kannst du aktuell beobachten, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinsen noch nicht gesenkt hat, die Banken aber dein Tagesgeld geringer verzinsen. Hier steckt sich deine Bank die Differenz in die eigene Tasche.
Das ist das erste Mal seit 2015, dass die Schweizer Nationalbank die Zinsen senkt. Diese Entscheidung kam zustande, weil die Inflation in der Schweiz gesunken ist. Wirtschaftsexpert:innen sind darüber hinaus der Meinung, dass die Inflation in der Schweiz jetzt gut unter Kontrolle ist.
Aber warum ist das jetzt interessant, für all jene, die nicht der Schweiz leben. Wirtschafts-Expert:innen halten immer die Augen nach richtungsweisenden Zeichen offen. Wenn nun die erste National-, bzw. Zentralbank die Zinsen senkt, könnte dies andere National-, und Zentralbanken dazu anregen, dies auch zu tun.
Was passiert jetzt aber, wenn das erst der Anfang war und bspw. die Europäische Zentralbank und die US-amerikanische Zentralbank ihr nachziehen?
Wenn Zentralbanken die Zinsen senken, wird das Leihen von Geld günstiger, was Investitionen und Ausgaben ankurbeln soll. Schauen wir uns jetzt mal im Detail an, wie sich die Senkung von Leitzinsen auf die unterschiedlichen Anlageklassen deines, bzw. eines Portfolios auswirken könnte:
- Aktien: Sinkende Zinsen können den Aktienmarkt positiv beeinflussen. Unternehmen profitieren von günstigeren Krediten, was Investitionen und Wachstum fördern kann. Für dich als Investor:in bedeutet das potenziell höhere Aktienkurse und damit ein wachsendes Portfolio.
- Anleihen: Für den Anleihenmarkt sind sinkende Zinsen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits steigen die Kurse bestehender Anleihen mit höheren Zinssätzen. Andererseits werden neu ausgegebene Anleihen weniger attraktiv, da sie niedrigere Zinsen bieten.
- Immobilien: Niedrigere Zinsen können den Immobilienmarkt ankurbeln, da Immobilienkredite günstiger werden. Dies kann die Nachfrage nach Immobilien erhöhen und damit auch deren Preise. Wenn du in Immobilien investiert hast, könntest du eine Wertsteigerung deiner Investition sehen.
Das hört sich jetzt ja schon mal alles nicht so schlecht an! Gibt es denn auch mögliche Herausforderungen und/oder Risiken, wenn die Zentralbanken die Zinsen senken? Ja, denn wie alles im Leben hat auch die Herabsetzung von Leitzinsen einige Schattenseiten:
- Inflation: Eine der Herausforderungen niedrigerer Zinsen ist die potenzielle Inflation. Wenn Geld günstig zu haben ist, tendieren Menschen und Unternehmen dazu, mehr auszugeben. Dies kann die Preise treiben und die Kaufkraft deines Geldes verringern. Für dein Portfolio bedeutet das, dass du die reale Rendite deiner Investitionen im Auge behalten solltest.
- Tagesgeld: Wenn die Leitzinsen gesenkt werden, dann wird deine Bank oder dein Broker höchstwahrscheinlich auch die Zinsen senken, die er, bzw. sie dir auf dein Tagesgeld gibt, wenn die Zinssenkung nicht sowieso schon in den letzten Monaten passiert ist. Du solltest also auf keinen Fall Geld, abseits deines Notgroschens auf Tagesgeld-Konten horten, sondern lieber mit dem Investieren starten!
Zusammengefasst können sinkende Zinsen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für dein Portfolio darstellen. Sie können die Wirtschaft beleben und den Wert deiner Investitionen steigern, aber sie können auch Inflation bedeuten und Signale einer nicht so rosigen wirtschaftlichen Zukunft senden. Als Investor:in ist es wichtig, diese Dynamiken zu verstehen, um nicht bei möglichen Änderungen in Panik zu verfallen. Solange dein Portfolio diversifiziert und auf Langfristigkeit ausgerichtet ist, kannst du solchen Änderungen gelassen entgegenblicken.
Angesichts der überraschenden Zinssenkung der Schweizer Nationalbank und der damit einhergehenden potenziellen Veränderungen im globalen Finanzsystem, ist es für Anleger:innen wie dich besonders wichtig, fundiertes Wissen über die verschiedenen Anlageklassen und deren Reaktion auf solche Ereignisse zu haben. Um dir dabei zu helfen, einen klaren Überblick zu gewinnen und deine Anlagestrategie entsprechend anzupassen, empfehle ich dir folgende Artikel aus unserem Archiv:
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